Als Mitglied im Ausschuss für Industrie, Energie und Forschung sowie als industriepolitische Sprecherin der grünen Europagruppe setze ich mich tagtäglich für eine grüne Industriepolitik ein.
Die Industrie ist mit einem Anteil von rund 40 Prozent an den Treibhausgasen in der EU einer der größten Treiber der Umwelt- und Luftverschmutzung und damit auch des Klimawandels. Sie verbraucht riesige Mengen an Ressourcen wie Kohle, Öl und Gas sowie Wasser, Rohstoffe, Edelmetalle und chemische Substanzen, die auf der ganzen Welt abgebaut werden. Das muss und kann sich ändern!
Die globale Erderwärmung hat inzwischen 1° C überschritten. Wenn wir die Pariser Klimaziele und ein klimaneutrales Europa bis 2050, so wie es mit dem Green Deal vereinbart wurde, erreichen wollen, müssen wir jetzt handeln – und auch und vor allem die Industrie von Grund auf transformieren.
Kein Cent für fossile Brennstoffe
An allererster Stelle steht dabei die Dekarbonisierung industrieller Prozesse in Europa. Statt fossiler Brennstoffe müssen wir viel stärker auf Erneuerbare Energien setzen, um eine höhere Energieeffizienz zu erreichen und Energieverschwendung zu verhindern. Denn: Das Potenzial ist da, auch in Bayern. Sonnenenergie etwa ist in den meisten Ländern bereits günstiger als Kohle und Gas. In Bayern z. B. sind allerdings die Kapazitäten für Windenergie noch lange nicht ausgeschöpft. Erneuerbare Energien sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern können etwa gleichzeitig ein riesiger Jobmotor sein für neue qualifizierte und lokale Arbeitsplätze.
So wird etwa der „Just Transition Fund“ – der Fonds für einen gerechten Übergang –, Regionen, die noch stark von fossilen Brennstoffen wie Kohle und kohlenstoffintensiven Industrie abhängig sind, auf dem Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft unterstützen, die auch für die Umwelt und Menschen in der Region gerecht ist.
Modernisierung durch Investitionen
Damit die Transformation der Industrie weg von den fossilen Brennstoffen und hin zu Erneuerbaren Energien gelingt, brauchen wir dringend Maßnahmen zur Modernisierung. Nur durch umfangreiche Investitionen in Innovation und Effizienz sowie durch eine kluge Rahmensetzung der Politik, mit den richtigen Leitplanken und Anreizen, kann der Weg in eine nachhaltige, resiliente und wettbewerbsfähige Industrie im Sinne des Green Deals erfolgreich sein.
Erneuerbare Energien ausbauen und Energieeffizienz steigern
Für eine klimaneutrale Industrie ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien ganz zentral. Durch den grünen Wandel und neue Technologien wie z. B. Wasserstoff, der einen enormen Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie spielen kann, wird der Stromverbrauch in den nächsten Jahren voraussichtlich erheblich ansteigen.
Gleichzeitig müssen wir auch in die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Steigerung der Energieeffizienz in allen Sektoren investieren. Dadurch sparen wir nicht nur Energie und Geld, sondern schaffen auch neue Arbeitsplätze und Anreize für den Wettbewerb um neue, innovative Technologien in Europa.
Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft fördern
Neben der Schonung unserer Ressourcen und der Steigerung der Ressourcen- und Energieeffizienz ist auch die Förderung der Kreislaufwirtschaft zentral – etwa für den energiehungrigen und emissionsstarken Gebäudesektor, der für rund 40 Prozent des EU-Energiebedarfs und ca. 36 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.
Eine grüne Rohstoffstrategie
Für eine grüne und klimaneutrale Industrie gilt auch: Wir müssen genau prüfen, welche Ressourcen und welche kritischen Rohstoffe tatsächlich notwendig sind – und welche zum Beispiel durch grüne, synthetische Alternativen ersetzt werden können. Wir brauchen eine grüne Industriepolitik, die die nachhaltige Transformation des Bergbausektors unterstützt. Und wir müssen unsere vermeintliche Abhängigkeit von neu abgebauten Rohstoffen verringern. Bei Produkten, die kritische Rohstoffe enthalten, müssen wir die Recyclingfähigkeit verbessern, um die Wiederverwendung aller Bestandteile zu erleichtern. Wertvolle Rohstoffe müssen wir wiederverwenden und den Ressourcenverbrauch senken. Wir brauchen starke Forschung und Innovationen für Recycling, Produktdesign und Alternativen für kritische Rohstoffe.
Im Video erkläre ich gemeinsam mit meinem Kollegen Damien Carême, wie der grüne Wandel der Industrie in Europa gelingen kann.